Vom Preis der Nähe

Vom Preis der Nähe

Wer hätte gedacht, dass sich von Freundschaft, erster Liebe und ihrem Preis ganz aktuell immer noch auch ohne Horrorbilder, übersinnliche Mächte oder Anleihen ans Vampirgenre erzählen lässt? Geht aber; und zwar äußerst eindrücklich, wie „Close“, der zweite abendfüllende Spielfilm des Belgiers Lukas Dhont beweist. Mehr lesen

Die Spinne des Grundgütigen

Die Spinne des Grundgütigen

Im Netz religiös-patriarchalen Wahns. Ali Abbasis neuer Film „Holy Spider“ bemüht Fiktionalisierungen, wo die Realität die stärkeren Geschichten schreibt. Dennoch gelingt dem iranischstämmigen Regisseur ein insgesamt sehenswerter Genrefilm. Mit seiner wuchtigen Anklage einer ganz und gar klerikal-misogynen Gesellschaft schafft er eine „Taxi-Driver“-Adaption für die schlechte Lebensrealität des Iran unter dem Mullah-Regime. Mehr lesen

Menschen, schaut auf diesen Hasen!

Menschen, schaut auf diesen Hasen!

Schon wieder ein neues Jahr. Endlich! Und einmal mehr kann eigentlich im großen Weltganzen alles nur besser werden. Da trifft es sich, dass 2023 vom 22. Januar an nach dem chinesischen Horoskop im Zeichen des Wasser Hasen stehen soll. Der steht für Tempo, Beweglichkeit und Fruchtbarkeit, ist zart und gutmütig. Seine Herrschaft verspricht Stabilität und Wohlstand und eröffnet neue Ausblicke, Vertrauen und Stärke. Wenn das nicht wenigstens Inspiration pur ist, weiß ich auch nicht. Mehr lesen

Der Eissturm

Früher wussten Spiegel-Leser, wie es heißt, mehr. Aber da war bekanntlich gleich alles besser. Trotzdem kann es auch heute noch ab und an vorkommen, dass „Deutschlands führende Nachrichtenseite“ (so die aktuelle Selbstdarstellung) in ihren Briefings ganz hübsche Kurzschlüsse produziert. Denn zur einsetzenden Kältewelle in den USA – wie Präsident Biden es fasst: „Das ist nicht einfach ein verschneiter Tag, wie aus der Kindheit. Das ist ernst“ – fällt Wolfgang Höbel aus dem Kulturressort als erstes Ang Lees „Der Eissturm“ aus dem Jahr 1997 ein. Und das kann nie ganz falsch sein. Mehr lesen

XMAS BOOK MARKET 2022

XMAS BOOK MARKET 2022

Am Sonntag, 11.12. findet im EECLECTIC-Studio in der Lindenstraße 91 (gegenüber dem Jüdischen Museum) von 13–20 Uhr der XMAS BOOK MARKET 2022 in der Feastival Edition statt. „Es wird nicht nur ein Fest, sondern auch ein Feast: mit Augenschmaus, food for thought und Gaumenschmeichlern! Ihr könnt euch auf großartige Buch- und E-Book-Vorstellungen in verschiedenen Formaten, yummy food, erfrischende drinks und garantierte Weihnachtsgeschenk-Funde freuen. Ihr Bücherwürmer, kommet: the more, the merrier!“ (aus der Ankündigung) Zum Programm

Vom Rauschen der Jahre

Vom Rauschen der Jahre

Noah Baumbachs Don DeLillo-Adaption „Weißes Rauschen“ schließt aufs Schönste Alejandro G. Iñárritus „Bardo“ an. Fast wirkt es, als habe Netflix nicht nur im Doppelpack zeigen wollen, wozu seine Budgets bei der Inszenierung von Massenszenen und Ausstattung in der Lage sind. Vielmehr ergänzen sich die Entwürfe zu einem großen All-American-Picture, das obsessiv das Menschheitsthema der Angst vor dem Tod sowie allerlei kollektive wie individuelle Reaktionen darauf umkreist. Mehr lesen

Sonne, Stars und Bestenlisten

Sonne, Stars und Bestenlisten

In einem Jahr, in dem wirklich kaum etwas gut war, konnte wenigstens übers Kino nicht geklagt werden. Angefangen von Joel Coens „The Tragedy of Macbeth“ im Januar über Julian Radlmaiers Wonnemonat-Mai-Beitrag „Blutsauger“ bis zu Iñárritus „Bardo“ aus dem Dezember gab es ein lange Reihe veritabler Highlights. Und nun kommt mit Kurdwin Ayubs bereits auf der Berlinale gefeiertem Debut „Sonne“ ein weiterer formal wie inhaltlich überzeugender Hit in die Kinos. Mehr lesen

Kannibalen und Spinner

Kannibalen und Spinner

Vom Verlorensein des Heranwachsens lässt sich auf ganz unterschiedliche Arten erzählen. Luca Guadagnino hat sich vor allem mit „Call me by your Name“ als Meister dieses Fachs erwiesen. Auch im aktuellen Wurf „Bones and All“ umkreist er einfühlsam eine aufkeimende Liebe. Diesmal jedoch sind die Protagonisten keine wohlsituierten Akademikersprößlinge, sondern gehören der ländlichen weißen amerikanischen Unterklasse an. Erschwert wird ihr sowieso nicht ganz einfaches white trash-Dasein zusätzlich durch eine weitere Besonderheit: Sie sind „Esser“. Durch den ererbten Hunger nach Menschenfleisch sind sie als schlechthin anders und nicht akzeptabel gebrandmarkt. Mehr lesen

Leseparty im Verwalterhaus

Leseparty im Verwalterhaus

An alle, die es interessiert: Die Odyssee geht weiter. Am Samstag, 26.11. macht die große HeilandHelmsAnglesDJelse-Stadion-Tour Station im Verwalterhaus/Alter Friedhof St. Marien – St. Nikolai in der Prenzlauer Allee 1. Ulrike Helms-Angles erzählt von Portugal, Holger Heiland liest aus „Vom Wetter reden und vom Tod“ und DJ else legt auf. Bei freiem Eintritt und im Warmen. Mehr lesen

Unscharfe Ränder, brennende Scheinwerfer

Unscharfe Ränder, brennende Scheinwerfer

Mit „Bardo – Die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ kehrt Alejandro G. Iñárritu nach sieben Jahren auf die große Leinwand zurück. Von der internationalen Filmkritik nach der Premiere in Cannes des überbordenden Narzissmus gescholten ist sein Film eine tripartige Achterbahnfahrt an den Rändern von Bewusstsein, Kunst und Leben. Ein seltenes Meisterwerk – und das erste Kapitel eines so großen wie wahrscheinlich zufälligen Netflix-All-American-Movie. Mehr lesen