Der Eissturm

Früher wussten Spiegel-Leser, wie es heißt, mehr. Aber da war bekanntlich gleich alles besser. Trotzdem kann es auch heute noch ab und an vorkommen, dass „Deutschlands führende Nachrichtenseite“ (so die aktuelle Selbstdarstellung) in ihren Briefings ganz hübsche Kurzschlüsse produziert. Denn zur einsetzenden Kältewelle in den USA – wie Präsident Biden es fasst: „Das ist nicht einfach ein verschneiter Tag, wie aus der Kindheit. Das ist ernst“ – fällt Wolfgang Höbel aus dem Kulturressort als erstes Ang Lees „Der Eissturm“ aus dem Jahr 1997 ein. Und das kann nie ganz falsch sein. Mehr lesen

Kannibalen und Spinner

Vom Verlorensein des Heranwachsens lässt sich auf ganz unterschiedliche Arten erzählen. Luca Guadagnino hat sich vor allem mit „Call me by your Name“ als Meister dieses Fachs erwiesen. Auch im aktuellen Wurf „Bones and All“ umkreist er einfühlsam eine aufkeimende Liebe. Diesmal jedoch sind die Protagonisten keine wohlsituierten Akademikersprößlinge, sondern gehören der ländlichen weißen amerikanischen Unterklasse an. Erschwert wird ihr sowieso nicht ganz einfaches white trash-Dasein zusätzlich durch eine weitere Besonderheit: Sie sind „Esser“. Durch den ererbten Hunger nach Menschenfleisch sind sie als schlechthin anders und nicht akzeptabel gebrandmarkt. Mehr lesen

Berlin, wieder offene Stadt

Der Sommer ist da, die Öffnung von Außengastronomie ohne Test-, Impf- oder Genesungsnachweise auch. Berlin ist wieder offene Stadt. Allerdings immer noch auch und vor allem offen für den Ausverkauf ans internationale Immobilienkapital. Mehr lesen

Zwei Phasen Rot

„Als der Sommer kam, der die Welt verändern sollte, drapierte ich mein Bettzeug so, dass es aussah, als läge jemand darin, öffnete das Fenster und sprang in die Nacht.“ In seinem Roman 89/90 beschreibt Peter Richter das letzte Jahr der DDR und das Chaos der Wendezeit in Dresden als Geschichte des Erwachsenwerdens. Claudia Bauer bringt das als Stück in Leipzig auf die Bühne. Mehr lesen