In zwei Tagen darf in Berlin schon wieder gewählt werden. Und natürlich herrscht Wahlmüdigkeit. Noch mehr als sonst. Dabei klingt doch immerhin einigermaßen aufregend, dass dit Janze diesmal unter der Aufsicht internationaler Wahlbeobachter stattfinden wird. Scheint, als wollte die große wilde Welt mal in der Stadt vorbeischauen.

Zwar sind die Wahlbeobachter nicht von der OSZE entsandt, wie es sich der oberste Berliner Wahlleiter gewünscht hätte. Stattdessen kommen sie, wie dem Tagesspiegel zu entnehmen ist, vom KGRE, dem Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarates. Eine schöne Gelegenheit für den einstmals so gern zitierten gemeinen Berliner, mit einer wenig bekannten Institution Bekanntschaft zu machen.

Am Wahlkampf ist außer seiner diesmal wirklich kaum zu überbietenden Drögheit wohl nur eins bemerkenswert gewesen: Wie ungefiltert die CDU ein weiteres Mal Ressentiments der Mehrheitsgesellschaft oder derjenigen, die sich als solche wähnen, bedient hat. Die Kernaussage der autoverliebten Alte-Weiße-Männer-Lobby lautete schlicht: „Veränderung? Nein Danke!“

Um dieses starrsinnige Augen zu und weiter so auch jüngeren Zielgruppen respektive möglichen Wählerschichten zu verkaufen, sind sich gewiefte Wahlkampfstrategen für wenig zu schade gewesen. So schreckten sie nicht einmal davor zurück, den Offenbacher Rap-Gangster Haftbefehl für ihre Law-and-order-Rhetorik zu instrumentalisieren. Ganz ohne rot zu werden, versteht sich.

Dass die Partei von Merz, Maaßen und Babo Wegner für ihr Auftrumpfen in Härte bereit ist, ganz nebenbei das grundlegende rechtstaatliche Prinzip der Gewaltenteilung über Bord zu werfen, verwundert dann auch nicht wirklich.

Gegen solcherart Pfusch scheint es angemessen, am Sonntag doch das Haus zu verlassen und sich in die Schlangen vor den Wahllokalen einzureihen, damit die Stadt nicht ganz von der Realität der Welt draußen abgekoppelt wird. Da es diesmal keinen Marathon oder andere parallele Großereignisse gibt, sollte eine Heimkehr bis zum Tator wohl zu schaffen sein.