„Und die Menschen gehn in Kleidern“, dichtete dereinst Franz Kafka (in einem seiner schönsten Texte), und Kleider machen bekanntlich Leute. Besonders deutlich wird das bis in unsere Tage am höfischen Zeremoniell. Daher lässt sich hier auch überaus trefflich beleuchten, welche Reibungen zwischen gesellschaftlichen Rollen und ihren Trägern entstehen können – selbst da, wo man sie gar nicht erwarten würde.

Auch wenn man also lapidar „Augen auf bei der Partnerwahl!“ sagen und seine Interessen wieder auf aktuell dringlichere Themen richten könnte, schafft es Pablo Larrains neuer Film „Spencer“, das Bild einer Prinzessin am Rande des Nervenzusammenbruchs zu zeichnen, die sich befreien muss, ohne in Diana-Klischees zu ertrinken. Aufgrund des überzeugenden Spiels von Kristen Steward und zahlreicher für das Mainstreamkino doch reichlich schräger Regieeinfälle sowie einer tollen Chorversion von Lou Reeds Begräbnis-Überhit „Perfect Day“ im Soundtrack, bleibe zumindest ich bis zum Schluss und seiner cineastischen Momentbefreiung in eine auch nicht eben tolle Welt des normalen Fastfood-Lebens dran und dabei.

Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Queen gerade ihrem Lieblingssohn Andrew aufgrund der Vergewaltigungsklage vor einem New Yorker Gericht den Titel „His Royal Highness“ entziehen musste, kommt der Film des Chilenen für alle Antiroyalisten genau zur richtigen Zeit, um den angeschlagenen Rackets um das Haus Windsor einen sauberen Haken mehr zu verpassen.