So lauschig kann ein Kiezabend aussehen. Noch.

Mit dem ersten wirklichen Sommertag öffnet die Stadt. Außengastronomie geht wieder ohne Test-, Impf- oder Genesungsnachweis. Touristen (wo kommen die eigentlich alle so schnell her?) wie Einheimische, die sich vorher kaum nach draußen getraut haben, drängen raumgreifend in Biergärten und Parks, cruisen auf Elektrorollern durch die Straßen und belegen die extensiven Bestuhlungen der Restaurants und Cafés auf den Gehwegen.

Ecken, die Anwohnerinnen und Anwohner sich in den Monaten zuvor zum Cornern und klandestinen Zusammenstehen (mit Mindestabstand, versteht sich) erkoren hatten, werden überrannt. Was freilich auch mit dem langen Warten auf den Sommer zu tun haben wird, das allein mit Hinweisen aufs Klima und die Regeneration des Stadtgrüns immer schwerer schönzureden war.

Während also das Gerangel um die besten Sonnenuntergangsplätze und die Diskussionen um Ruhestörung von null auf hundert durchstarten, ergibt sich für die Stadt die nächste Möglichkeit nach dem Mietendeckelskandal zu zeigen, was sie für den Erhalt von bezahlbaren Mieten und Kiezstrukturen zu unternehmen bereit ist. Oder – der Erfahrung nach fast wahrscheinlicher – eben nicht. Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.

Im Kiez am Teutoburger Platz ist jedenfalls Ende Mai das Haus Choriner Straße 12 hinter dem Rücken seiner Bewohnerinnen und Bewohner verkauft worden. Damit ist es beileibe kein Einzelfall. Neben einer Arztpraxis beherbergt es allerdings zwei langjährige Kiezinstitutionen: den Spätverkauf und das Café Lassunsfreundebleiben, die nun mindestens auf längere Sicht bedroht sind. Näheres hierzu und dazu, wie Hausgemeinschaft und Infrastruktur unterstützt werden können, vor Ort oder auf der Haus-Website: choriner12.de