jungstark    (c) Zorro Film

Wir sind jung. Wir sind stark. Die Pogrome von Rostock-Lichtenhagen als Studie zum Charakter einer weiteren verlorenen Generation (und ihrer Familien), in diesem Fall derjenigen der Ex-DDR-Jugend nach der deutschen Vereinigung.

Detailversessen stellt Regisseur Burhan Qurbani den dritten Tag der Belagerung des Sonnenblumenhauses nach. Er folgt einer Gruppe unentschlossen Suchender zwischen Orientierungslosigkeit und Vereinnahmung durch rechte Kader, bildet die Rostocker Politikposse und die vietnamesische Community ab und zeigt den einzig am Spektakel interessierten Mob und die Vertreter der Medien vor Ort. Dabei verlässt er sich auf viele im einzelnen gute Ideen – wie einen Sängerstreit zwischen Rechtsrock, „Live is life“ und  der Internationalen – sowie ein absolut überzeugendes Ensembel frischer Gesichter. Neben Jonas Nay fällt da vor allem Joel Basman positiv auf, der seiner Rolle eine energetische Richtungslosigkeit gibt, wie man sie im deutschen Film lange nicht gesehen hat, und auf dessen Hauptrolle bei Andreas Dresen man sich von daher freuen kann.

Trotzdem bleibt am Ende vor allem die Frage: Möchte man sich diese durchaus erzählenswerten Coming of Age-Geschichten und Sozialisierungsdramolette wirklich vor der Folie der „massivsten rassistisch motivierten Angriffe der deutschen Nachkriegsgeschichte“ (Wikipedia) erzählen lassen – und die damit ein weiteres Mal zur leicht konsumierbaren Unterhaltung für die Massen degradiert sehen? Eigentlich wohl eher nicht.