Die 50er-Jahre stellt man sich in der Regel als aufgeräumt verdrängende Spießbürgervorhölle vor. Jeder hat an seinem Platz zu stehen, etwas beizutragen und nicht zu mucken. Die Frau im Normalfall im Cocktailkleid am Herd, falls der Chef am Abend noch auf einen Besuch vorbeikommt. (Das war wohl wirklich nur in den 50ern ein Thema, dass dauernd der Chef und seine Frau auf der Matte standen, oder?)

Was den Film betrifft, sind in dieser Zeit andererseits kleine Perlen entstanden, die von ganz anders modernen Menschentypen erzählen. Beispielsweise bei Ingmar Bergman (natürlich). Dessen Bild der arbeitenden, nach Vergnügen, Liebe und Vereinbarkeit aller Lebensaspekte strebenden Frauen in Frauenträume von 1955 kam zwar bei der Kritik nicht besonders an, ist aber von heute aus betrachtet durchaus sehenswert. Ob die Handlung wirklich rund ist und der Film zu den ganz großen Werken des in Cannes 1997 mit der Palme der Palmen zum größten Regisseur aller Zeiten gekürten Meisters zählt, sei einmal dahingestellt. Es ist jedenfalls beim Anschauen kaum auszuhalten, mit welcher Klarheit und Unverholenheit immerzu Wahrheiten aus dem Zusammenleben von legitimen und nicht-legitimen Paaren ausgesprochen und naheliegende aber gesellschaftlich nicht gut beleumundete Wünsche in die real bestehende Welt artikuliert werden, wo sie nichts als Schaden anrichten.

Auch noch aus den 50ern, genau gesagt von 1959 ist Alain Resnais und Marguerite Duras Klassiker Hiroshima, mon amour, der selbstverständlich ebenfalls in keiner wie immer unvollständigen Liste tollster Filme aller Zeiten fehlen darf. Das Lexikon des Internationalen Films notiert: „Ein Film von bemerkenswerter Eigenart, mit großen psychologischen und künstlerischen Qualitäten, tief pessimistisch in seinem Menschenbild.“ Damit hat es nicht unrecht, auch wenn die Leichtigkeit, mit der die Reflexion über die Schrecken des Jahrhunderts und die unabänderliche Vergänglichkeit der Liebe in Poesie transformiert wird, es verdient hätte, mit mehr Emphase bejubelt zu werden.

Wie immer geht es um Genauigkeit in der Beobachtung, Exaktheit in den Aussagen – und den bei aller Krassheit der gezeigten und kommentierten Lebens- und Sterbensphänomene immer noch vorhandenen Willen zum Leben.