Ein wenig Mehr an Bewusstsein über die eigene Wirkung im Aufzeichnungskontext schadet sicher in den seltensten Fällen. Insbesondere, wenn man seine Rezensionen als Videos vorstellt wie Fritz Göttler für die SZ. Aber egal – wo er recht hat, hat er recht: Video-Rezension „The Bling Ring“

 

 

Die wirkliche – in opulenten Bild-Sound-Tableaus eingefangene – Traurigkeit und Tragik der Charaktere haben fast alle anderen Rezensionen nicht wahr haben wollen. „The Bling Ring“ trifft mit seinen reinen Oberflächen den Nerv der Zeit wie kein Film seit langem, was man im Kino fast körperlich spürt. Wenn auch in erster Linie als deutliches Gefühl von Mangel und Fremdheit, wenn man sich auf der Suche nach möglichen Empathie-Andock-Momenten fragt, vor was genau man da eigentlich sitzt. Welche Rolle spielt der einmal so genannte Mensch noch inmitten all der immer und überall dominierenden Markenproduktwelten mit den dazugehörigen Attitüden? Da taugen – und das muss man sich im aktuellen Kino erstmal trauen – die ProtagonistInnen-Körper zu nichts weiter als zu Trägern von Statuszeichen und Überzeugungs-Tools. Alles, was unter die Haut gehen könnte, muss völlig draußen bleiben, heißt: Es gibt gar keinen Sex mehr.

Die Umleitung von jeglichem Begehren weg vom (Er)leben in Richtung schillernder Surrogate ist (fast) vollständig vollzogen. Womit „The Bling Ring“ eben auch viel weiter geht als „Spring Breakers“, der vielleicht – bei Wahl völlig anderer Mittel – irgendwann mal ähnliches im Sinn gehabt haben könnte. Und so wenig glamourös im Lächerlichen gescheitert ist. Bisher der Film des Jahres.