I am simultaneously happy and unhappy, exalted and depressed, overcome by both pleasure and despair in the most contradictory harmonies. I am so cheerful and yet so sad that my tears reflect at once both heaven and earth. If only for the joy of my sadness, I wish there were no death on this earth.

(E.M. Cioran, via Alfredo Jaar)

Den Gegenpol zur Koonsschen mit Traditionsverweisen kunstmarktkomplexitätsgerecht angereicherten Affirmation des US-amerikanischen Glücksversprechens, dass jeder das Paradies auf Erden zu erreichen in der Lage sei, kann man noch bis zum 19. August in der NGBK besichtigen: das aus der Feindlichkeit seiner Umgebung geborene intervenierende Frühwerk des chilenischen Künstlers Alfredo Jaar. Die Schrecken der von Gewalt-, Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen geprägten globalisierten und militarisierten Welt werden hier in subtiler Form in den öffentlichen Raum zurückprojiziert – häufig mit Hilfe eben der Medien, die normalerweise dazu dienen, gesellschaftliche Hegemonie als öffentlichen Meinung im Sinn der herrschenden Verhältnisse zu verallgemeinern und durchzusetzen.

 

Sind Sie glücklich? (– im Jahr vier nach dem Militärputsch)

Besonders empfohlen sei hier der opulente Katalog, der mit Textbeiträgen unter anderem von Chantal Mouffe nicht zuletz der Bedeutung des Künstlers als organischem Intellektuellem in Gramscis Denkart nachgeht – der auch nach einem Jahrzehnt der Beschäftigung mit dem Genozid in Ruanda noch entgegen einem notwendigen Pessimismus des Intellekts mit dem italienischen Philosophen auf einem Optimismus des Willens beharrt – wenn er diesen auch mit dem Zusatz versieht, er sei nicht „comletely convinced“. (Und um die Zeit der Jahrtausendwende bemerkt, dass seine Arbeiten im Lauf der Zeit einen Gutteil ihrer ursprünglichen Leichtigkeit verloren haben.)

Eine ähnlich gesellschaftlich-organische Rolle sieht im taz-Interview der Schriftsteller Mohammad al-Attar (ebenfalls beseelt von einem nicht unbeträchtlichen Herzensoptimismus, wie es scheint) für die syrischen Künstler in der Zeit nach der Revolution vor: „In solchen Situationen sind Kultur und Kunst kein Luxus, sie sind notwendig. Es wird eine ihrer großen Aufgaben sein, den Umgang mit Schmerz und die Erinnerung an ihn kritisch zu begleiten. Nur dann können die tiefen Wunden heilen.“