Trash-Film-Nächte mit Mondnazis in Iron Sky und  dauergeilen Klischeelosern in Berlin für Helden.

Während die Zeit fast nichts Gutes an der finnischen Crowdfunding-Erfolgsgeschichte finden kann und sie zu „kryptofaschistischem Weltraumschrott“ erklärt, erkennt Jürgen Kiontke in der Jungle World ein Potenzial im spielerischen Hinwegsetzen des Films über die Abgründe seines Gegenstands. Ganz hübsch ist jedenfalls der von Julia Dietze gespielte Charakter der arisch-invasiven Englischlehrerin geraten, die den Nazismus für eine Lehre von Wahrheit und Liebe hält und als Beleg ihrer Klasse immer wieder die ersten zwanzig Sekunden aus Chaplins „Der große Diktator“ vorspielt.

Der gilt in dieser Schnittfassung im Mondnazifilmkanon als der beste Kurzfilm aller Zeiten – so dass der späte Besuch einer irdischen Programmkinovorstellung in New York/Mainhattan nicht nur in dem Ausspruch „Ich wusste gar nicht, dass der so lang ist!“ gipfelt sondern auch in einer Erweiterung des Blickwinkels durch ein Mehr an Information und der damit verbundenen Möglichkeit der Ablösung einer Ideologie. Für ihren amerikanischen Gegenpart in Gestalt der „Propagandamaus“ aus dem Wahlkampfteam der Präsidentin ist das natürlich kalter Kaffee.

Der lauteste Lacher bei Klaus Lemkes müde kraftstrotzendem Altjungmännerfilm müsste nach allem Geschrei des Aussenseiterregisseurs natürlich beim Abspann kommen, wenn zuletzt das ZDF als Koproduzent genannt wird. Neben aller berechtigten Kritik, wie sie beispielsweise Simon Rothöler in der taz formuliert, ist vor allem bedauerlich, dass das Aufeinanderprallen zweier einander ausschließender Konzepte eben wirklich nicht aufgeht. Auf der einen Seite sind alle Figuren und auch Berlin als Ort auf reine Abziehbilder aus einem antiquierten Romantik-Macho-Baukasten reduziert; auf der anderen schaffen es die Darsteller in improvisierten Szenen durchaus das ein oder andere Mal die Möglichkeiten zu nutzen, die in der von Lemke propagierten – und eigentlich grundsympathischen – Art des Filmemachens liegen. Da dürfen auch mal Stränge offen bleiben und Szenen aus der Handlung fallen – was aber eben schwer verträglich mit den sexistischen und rassistischen Klischees ist, die die meiste Zeit über tranportiert werden.

Genau wie bei den Mondnazis muss man auch hier schauen, mit wem man lacht. Dass Filme aber mit einiger Berechtigung anders daher kommen können und sollten als der Mainstream, der ja in der Tat nicht zuletzt durch Förderrichtlinien und Sendeanstalten überall seine Erzählkonzepte durchsetzt, bleibt nicht nur richtig sondern ebenso Aufgabenfeld. Aber das wussten wir selbstverständlich vorher schon.