Liturgie, Ostersonntag. Wer nach nur viereinhalbstündiger Fahrt seinen verkrampften Zivilisationskrankheitenkörper zur Lockerung aus dem Fahrzeug wuchtete und in Form zurück schüttelte, konnte selbstverständlich auch zwei Tage nach Karfreitag nicht nachfühlen, wie sich drei Tage Aufgehängtsein am Kreuz im Einzelnen auf Organe und Allgemeinzustand auswirken mussten. Avi erinnerte sich, unter anderem einmal von Schultergelenken gelesen zu haben, die irgendwann nicht mehr halten wollten, ermahnte sich dann aber, an anderes zu denken. Im Nachrichtenfernsehen hatte es am Abend zuvor neue Bilder aus Homs und weiteren syrischen Städten gegeben, gefangene Männer, die von Soldaten getreten, und Leichen, die an Straßenecken abgelegt worden waren. Der Countdown in Richtung Beginn der Waffenruhe lief. In Iztapalapa, Mexico DF, verfolgten derweil Millionen Gläubige und Schaulustige die lebensechte Darstellung des Passionswegs Jesu durch David López, 23. Entgegen den Gepflogenheiten von vor hundertneunundsechzig Jahren, erklärte der Nachrichtensprecher, würden den Christus-Imitatoren heutzutage allerdings keine wirklichen Nägel mehr durch Hände und Füße getrieben. Man merkte: Mit der Zeit wurde auch die katholische Welt zu einem immer besseren Ort. Und dann war es ja auch schon wieder an der Zeit aufzuerstehen.