Zwischendurch schnell noch Steve McQueens Shame (auf dringende Empfehlung hin) angeschaut und neben der durchaus sehenswerten Fokussierung auf Gesicht und Körpersprache des/der Protagonisten vor allem einmal mehr mein Unbehagen an einer bestimmten Art der Kritik festgestellt, der hier wieder zu wenig Drama, zu wenig Entwicklung vorhanden war und der die Festlegung auf eine Erzählung – ENTWEDER die Parabel von der Unmöglichkeit der Lust in Zeiten der ständigen Verfügbarkeit von Sexualität ODER die eines spezifischen Charakters von den Ursachen zu den unvermeidlichen Wirkungen hin – fehlte. Dabei ist das doch eigentlich genau das Interessante daran: dass das Allgemeine eben nicht absolut und unverrückbar allgemein ist, sondern je nach Einstellung und Besonderheit des davon Betroffenen eben noch einmal gebrochen und geändert, sozusagen personalisiert wird. (Was ja unter anderem im Gespräch mit der allenthalben nur als Staffage und Mittel zur Zuspitzung der Brandonschen Leidensbewusstwerdung besprochenen Figur der Marianne deutlich wird, als es darum geht, welcher Zeit man sich denn verbunden fühlen könnten, den wilden Sixties oder dem langweiligen Heute, also die Frage nach den Forderungen an Freiheit/Ausschweifung und Geborgenheit im Leben …) Aber das ist wohl immer zu kompliziert. Mir war eher am Ende etwas ZUVIEL eindeutige Dramatik und ZUVIEL Entwicklung – und dann eben doch auch noch gepaart mit Overacting bzw. Über-Inszenierung. – Wozu die Zusammenbruchsszene im Regen? Geht’s nicht etwas weniger pathetisch? – Parall dazu im letzten kleinen Irrwitzbuch „Loslabern“ von Goetz nachgelesen, wo ja praktisch immer Passendes zu allem zu finden ist, das irgendwie mit DEM SOZIALEN und der Schrift/Kunst etc. zu tun hat: „Das Hauptproblem aller nur rationalen Weltzugänge: man kriegt zu wenig Aspekte gleichzeitig zu fassen, und dieses Orientierende, der gefühlsmäßige Überblick, die Ansicht des Ganzen in ihrer Irgendwiehaftigkeit kann durch keine Schärfe der Analyse im Einzelnen usw.“