Medien und so. Um pünktlich zu Buchmesse und Frühlingsanfang auf den aktuellen Stand der umgebenden deutsch-lebensweltlichen Banalität zu gelangen, reicht heute ein knapp viertelstündiges Studium der Presseschauen auf perlentaucher.de. Nach dem Roman verkommt laut FAZ das Sachbuch zur lahmen Ego-Bekenntnisliteratur, wobei in vielen Fällen das „ich“-Sagen der Autoren allein schon eine Unverschämtheit darstelle; das Berliner Wachsfigurenkabinett sorgt mit einer lebensgroßen Anne Frank-Nachbildung für einen weiteren Schub der Verkitschung des Gedenkens an die Shoa, berichtet die Jüdische Allgemeine; und Jan Böhmermann und Charlotte Roche reihen sich für die Jungle World mit ihrer neuen Show auf ZDF.kultur in die anhaltende und alles zu einem großen kulturellen Einheitsberei verklumpende Retrowelle ein. Nicht von ungefähr ist das wiederum über die FAZ verlinkte Musikvideo in der „Heute in den Feuilletons“-Spalte ein angeblich drogenschwangerer Liveauftritt von Can im Siebzigerjahrefernsehen. Und schon Wolfgang Fritz Haug pflegte früher bei jeder Gelegenheit darauf hinzuweisen, in welch „kleiner Zeit“ wir doch lebten (verglichen mit der Brechts und Gramscis – wobei er wahrscheinlich den Kraut Rock mit in seine Klage einschloss. Und das geht natürlich gar nicht).

Verwechslungen. Andererseits wich Avis Wut über die Anmaßungen dergestalt reaktionärer Kulturkritik, die nicht nur die größeren politischen Zusammenhänge ausblendete, sondern auch ganz generell nicht verstand, dass jedes Leben in seiner Zeit als einzigartiges gelebt, betrachtet und in seiner eigenen Sehnsüchtig- und Bedürftigkeit respektiert werden musste, auf seinem nachmittäglichen Streifzug durch Mitte einer diffusen Melancholie. Auf der Suche nach einem passenden Drehort war er einer sentimentalen Regung in diese überall von Erinnerungen triefende Stadtecke gefolgt, und insbesondere der Blick aus der Tucholsky- auf das lang schon modernisierte Haus Auguststraße 75, in dem er sozusagen einmal in der Stadt gelandet und angekommen war, bescherte ihm das Gefühl einer ihn unvorbereitet treffenden Raum-Zeit-Entkoppelung mit jäher Ahnung davon, was Vergänglichkeit bedeuten konnte. „Und wie wär’s, wenn wir doch bleiben?“, fragte von der gegenüberliegenden Straßenseite das Plakat einer Unterstützerkampagne für den Schokoladen. Keine Ahnung, dachte Avi. Und bemerkte, wie Hannes Wader, den er dazu keinesfalls eingeladen hatte, in seinem Kopf antwortete, ihm sei längst klar, dass nichts bleibe, wie es war.