Mehr Licht. Nicht alles wird schlechter. Glaubt man den Erkenntnissen zweier Neuerscheinungen aus England und Frankreich, die Dan O’Brien für die Dublin Review of Books zusammengefasst hat, ist auf lange Sicht sogar das Gegenteil der Fall: Nie, so das Resümee seiner Lektüre von Steven Pinkers The Better Angels of our Nature: The Decline of Violence in History and its Causes und Robert Muchembleds A History of Violence, war die Wahrscheinlichkeit, eines gewaltsamen Todes zu sterben, geringer als heute. Dabei untermauern beide Autoren die Zivilisierungsthese von Norbert Elias (die 1939 zu einem für ihre Glaubwürdigkeit denkbar ungünstigen Zeitpunkt erschien) mit reichem statistischen, historischen und evolutions-biologischen Material auf der Höhe der jeweiligen Forschungsdisziplinen – und mit Rechenspielen, die zwischen Gesamtzahlen und Relationen des Grauens unterscheiden: Wenn man so beispielsweise den Zweiten Weltkrieg (mit absolut selbstverständlich  den meisten Toten aller kriegerischen Auseinandersetzungen der Weltgeschichte) in Beziehung zur Größe der damaligen Weltbevölkerung setzt und dergestalt mit anderen Konflikten vergleicht, landet er bereits nur noch auf Platz neun der globalen Massentodeshitparade. Und auch die (bislang) weniger als 10.000 Toten in Syrien (bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 20 Millionen Menschen) erscheinen als statistische Verbesserung, wenn man sie in eine Reihe mit den Opferzahlen weniger Tage im Anschluss an Eroberungen von Städten in derselben Region im Mittelalter oder in biblischen Zeiten betrachtet. Das klingt zynischer als es gemeint ist; im großen Ganzen des Betrachtungshorizonts jedenfalls ist die Botschaft wohl klar: Es gibt nachweislich Entwicklungen, von der Sesshaftwerdung des Menschen über die Ausbreitung des Handels, die Schriftkultur und sogar das Fernsehen (dessen Auswirkungen auf die Verstärkung von Empathiefähigkeit nicht unterschätzt werden sollte) die von der Barbarei stolz-dumpfer Raubtiere in Richtung humanerer Vergesellschaftungsmodi weisen. Allerdings sind diese Tendenzen nie ungefährdet, und wie immer müssen vor allem die gegenläufigen Trends im Auge behalten werden.

Das BookForum stellt derweil unter der Überschrift War is a moral force neue Literatur zu Krieg, Kriegsführung, Kriegsrecht, Krieg und Kapitalismus und dergleichen zusammen. Interessant, aber eine wahre Flut von Materialien.