Körpergrenzen. Sich eröffnenden Fluchtlinien (entlang der Sounds von Basslines in Richtung Licht und wogender Mannigfaltigkeiten) und Praktiken der Entgrenzung (Sex, Trance, Drogen, Revolution etc.) sowie anderen Vorboten künftiger beglückender Existenzweisen stehen in der Realität deutlich häufiger vorkommende, in der Jubeltheorie/-literatur aber eher seltener berührte Formen der Entsubjektivierung gegenüber: etwa die Allianzen, die persistierende Erregerpolpulationen mit Anrufbeantworterstimmen und Warteschleifen in Verlagen, Agenturen und Redaktionen eingehen, um willkürlich an den Reglern von Ich-Simulation und Außenwelt/Andere zu drehen. Forschungsprojekt: Krankheit: Von Einbettungen, Aufhängungen und vom Altern. – Avi erwachte und hatte für einige Momente das Gefühl, wieder genesen zu sein. Aber schon während des morgendlichen Café-Besuchs bemerkte er wieder das unverkennbare Schlappheitskribbeln in den Beinen, und noch bevor der Rechner hochgefahren war, nötigten ihn die stete, der Organisation von Rhino- oder Adenovirenstämmen geschuldete Absonderung dünnflüssigen Nasensekrets sowie ein beinahe konstanter Juck- und Niesreiz in Verbindung mit schier unablässigem Harndrang und Ohrendruck, der wiederum nach tastender und reinigender Behandlung verlangte, im Minutentakt aufzuspringen und alle Konzentrationanstrengungen aufzugeben, ohne dass überhaupt einmal ein nennenswertes Stadium an Fokussierung auf eines seiner Arbeitsthemen erreicht worden wäre. So ging das bereits seit Wochen, und Avi war kurz davor, die Hoffnung auf Besserung endgültig fahren zu lassen, während er sich beinah wünschen musste, an etwas ernsterem zu leiden als an einer gewöhnlichen Erkältung, die für eine Dezentrierung seiner Person, wie er sie wahrnahm und durchlitt, verantwortlich zu machen, doch allzu lächerlich schien.

Wenn Sie öfter kämen, wäre das auch in meinem Sinn: Beobachtungen ritueller Beschwörungen des Sexuellen im Straßenraum biopolitisch geprägter Leistungsgesellschaften (Frühlingserwachen in Berlin: noch so ne Sache).

(Wladimir: Was sollen wir jetzt machen? – Estragon: Warten. – Wladimir: Ja, aber beim Warten. – Estragon: Sollen wir uns aufhängen? – Wladimir: Dann geht nochmal einer ab. – Estragon aufgereizt: Dann geht nochmal einer ab? – Wladimir: Mit allen Folgen. Da, wo es hinfällt, wachsen Alraunen. Darum schreien sie, wenn man sie ausreißt. Wusstest du es nicht? – Estragon: Komm, wir hängen uns sofort auf. – Wladimir: An einem Ast? Sie nähern sich dem Baum und betrachten ihn. Ich hätte kein Vertrauen. Estragon: Wir können’s doch mal versuchen. […] Wladimir: Was sollen wir also machen? Estragon: Gar nichts. Das ist gescheiter.)