Samstag, 18. Februar 2012

Mitmachen. „Sie haben mich gekriegt. Doch noch. Wo ich schon dachte, ich sei raus. Aus den Werbewelten. Aber ein paar Euro mehr im Monat haben oder nicht haben, ist erstmal durchaus ein Unterschied. Festanstellung. Gestern Abend wollte ich noch mit einer Freundin nach Vietnam gehen. Leben. Berichten. Dann heute der Anruf. Geht jetzt alles nicht mehr? Doch, klar. Geht alles. Man muss sich nur entscheiden. Und die Agentur, wie jedes auf Profit orientierte Unternehmen, erwartet selbstverständlich, dass man sich mit Haut und Haar und Seele nur ihr an den Hals wirft.“ So hatte ich 2004 in meinem „Hartzvorland“-Projekt notiert, das immerhin kurz als wöchentliche Kolumne ausgerechnet bei der FAZ im Gespräch war, bevor es zwischen verschiedenen Redaktionen versickerte. Allerdings hatte ich mich dann auch nicht mehr wirklich für seine Durchführung eingesetzt: Das Projektemachen war mir nach dem Scheitern der Filmfirma und weiteren persönlicheren Tiefschlägen fürs Erste vergangen, der Agentur-Deus-Ex-Machina also letzten Endes willkommen. Stärke war damals nicht zu erwarten; ohne Selbstvertrauen und Durchsetzungswillen geht aber nichts, das man frei macht.

 

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In der Welt der Brands und Konzerne sollte man seine Farben mit Stolz tragen. (c) H. Heiland

 

Freude und Zuversicht verbreitet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. Eine am Mittwoch vergangener Woche veröffentlichte Studie auf Basis des sozio-ökonomischen Panels (SOEPpaper 430) kommt zu dem Schluss, Künstler seien glücklicher mit ihrer Arbeit als andere: „Viele ökonomische Modelle beruhen auf der Annahme, dass Arbeit vor allem dazu dient, möglichst viel Geld in möglichst kurzer Zeit zu verdienen. Mit Hilfe der SOEP-Daten konnte die Forschergruppe um Steiner, der an der Universität Zürich forscht, nun erstmals belegen, dass diese Annahme für Künstler nicht gilt. Die SOEP-Daten zeigen: Künstler verdienen im Durchschnitt weniger als andere Berufstätige. Aber ein gutes Einkommen ist ihnen auch nur halb so wichtig wie anderen Beschäftigten. Erstaunlich ist der Zusammenhang von Arbeitszeit und Zufriedenheit: ‚Im Gegensatz zu anderen Berufstätigen sind Künstler umso glücklicher mit ihrer Arbeit, je mehr Stunden sie wöchentlich arbeiten‘, sagt Steiner.“ Das ist doch schön. Der Künstler als solcher verstand sich ja bekanntlich immer schon als gesellschaftliche Avantgarde.

 

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