Utopie und Stahlgewetter. Aufgewacht mit Kopfschmerz und Verspannung. Im radioeins-Kommentar werden dazu Szenarien für ein Griechenland nach dem Ausscheiden aus der EU gezeichnet, die von in Europa lange nicht gekannter Verelendung und drastisch erhöhter Militärputschwahrscheinlichkeit ausgehen. Draußen dringt dazu ein Stück von Phil Collins aus einem parkenden Auto in mein Hirn (was jedem weh tun muss, der nicht Patrick Bateman ist, sollte man denken, auch wenn die globale Erfolgsverteilung der letzten Jahrzehnte anderes sagt) – und auch was ich zum Kaffee im Tagesspiegel über den Rechtsruck in Sarkozys Wahlkampf oder zur Politik der Messer im neuerdings wieder erzkonservativen Spanien lesen muss, hilft nicht, mich zurück auf den fast schon unheimlichen Euphorielevel der letzten Tage zu hieven. Seis drum. Und es versteht sich wie meist von selbst, dass es einfacher ist, Volkszorn auf Minderheiten und Abweichler zu mobilisieren als komplexe ökonomische Mechanismen und Wirkweisen zu erklären, die man selbst nicht begreift. Und die Dynamik des Kapitalverhältnisses bewirkt – wie wohl als bekannt vorausgesetzt werden darf – ja nun ihrem wesensmäßigen Algorithmus folgend sowieso, dass ein einmal erreichter Zustand von Friede und Wohlstand nicht von Dauer sein kann. – Soweit der überhaupt in dem Maße verallgemeinert war, wie man es aus unserer Perspektive immer gern annimmt. Da muss heute nichteinmal Marcuse mit seinem Todestrieb herbeizitiert werden, der genau das ebenfalls postuliert: das Wahre, Schöne, Gute ist eben nur als Erinnerung und Abgehaktes überhaupt auszuhalten. Sagt der doch, oder? Immerhin scheint schon wieder die Sonne, und die Temperaturen liegen deutlich über null Grad.

valle

Jede Form von Paradies ist auf Dauer nur in der Erinnerung zu ertragen.

ziegenschaf

Außerdem gehört es zum Wesen der Paradiese, dass ihr Zugang von gefährlichen Bestien bewacht wird.