Während in den Feuilletons hierzulande die Debatte über Christian Kracht und die Methoden der Literaturkritik in die nächste Runde geht und ansonsten die Frage, ob Joachim Gauck all seinen taktischen Befürwortern als realer Bundespräsident doch noch auf die Füße fallen wird, die Printmedien beherrscht, liegt Homs seit 18 Tagen unter Beschuss durch die syrische Armee. Anscheinend mit Hunderten von Toten und Verletzten, für die es an medizinischer Hilfe genauso mangelt wie an Essbarem für die gesamte Stadt in Erwartung der Bodenoffensive.

Dass ausgerechnet Jonathan Littell am Ort des Geschehens ist (oder bis vor kurzem war) und von dort für die großen europäischen Zeitungen berichtet, verwundert kaum. Er schreibt über die Demonstrationen, auf denen eine „Atmosphäre grimmiger, verzweifelter Fröhlichkeit“ herrscht: „Das Beeindruckende bei den Demonstrationen ist die Kraft, die von ihnen ausgeht. Sie dienen nicht nur als Ventil, zum Abreagieren der Tag um Tag angesammelten Spannung. Sie geben den Teilnehmern auch neue Energie, jeden Tag etwas mehr Kraft und Mut, um die Morde, die Verwundungen und Trauerfälle zu ertragen. Die syrische Revolution besteht – eine Seltenheit – weder allein dank der Waffen der FSA noch nur dank des Mutes der Aufständischen, sondern auch dank der Freude, dank Gesang und Tanz.“ Ob sich das bis heute fortsetzt ist fraglich. Littell berichtet auch über die Versuche der Aktivisten, das sie umgebende Grauen aufzuzeichnen und der Welt mitzuteilen. „Westliche Medien verwenden nur sehr wenige dieser Quellen, wegen Zweifeln an ihrer Verlässlichkeit. Doch stellen diese manchmal wackligen Bilder, die in unmittelbarer Nähe der vom syrischen Regime begangenen Gräuel aufgenommen werden, eine unschätzbare Informationsquelle dar – das Werk von Leuten, die dabei tagtäglich ihr Leben riskieren. Dazu sagt mir einer der Aktivisten eines Abends: ‚Unsere Eltern wurden von der Angst unterdrückt. Wir haben die Mauer der Angst durchbrochen. Entweder wir siegen, oder wir sterben.'“

Avaaz.org ruft zur Unterzeichnung einer Petition auf, deren Ergebnis am 24. Februar in Tunis den Druck auf die Delegierten der von Mitgliedern der arabischen Liga initiierten internationalen Konferenz zur Lage in Syrien in Richtung eines entschlossenen politischen Handelns erhöhen soll.