Flughafen Tempelhof

(c) Bernd Eichhorn

Auch wenn Jerry Seinfeld seine Gags und ganze Serien wie Curb Your Enthusiasm nach wie vor aus Unbehagen vor dem ihn anblinkenden Cursor mit einem großen Stift auf gelbe Blöcke schreibt: Digital ist in bestimmter Hinsicht schon besser, und das Internet kann durchaus was. Zum Beispiel kleine Filme bereithalten, in denen Jerry Seinfeld seinen Schreibprozess erklärt. Was allein schon eine schöne Sache ist.

Aber auch ernsthaften Journalismus kann man darin nachvollziehbar, detailreich und – mindestens von der Anlage her – seriös aufbereiten. Vom aktuellen Korrespondenten-Bericht über Streubomben des Assad-Regimes aus Maraa in Syrien bis zur großangelegten Reportage über ein Lawinenunglück in der Washingtoner Cascades Range im Februar diesen Jahres. „Snow Fall“, so der Titel des Projekts der New York Times, zeigt vor allem eins, nämlich wie gewinnbringend man unterschiedliche Formate einbinden und im Sinne der Verbesserung der Anschaulichkeit seiner Sache nutzen kann, wenn man sich ein wenig Mühe dabei gibt. Das muss dann also gar nicht immer aussehen wie bei Spiegel online oder der taz mit ihren schwarzen Flächen über den Texten (– trotzdem Danke für den Hinweis auf die Snow Fall-Site).

Man kann aber auch ganz andere Gebiete bearbeiten und anderen Menschen ästhetische Freude bereiten. Wie Bernd Eichhorn mit seinem Archiv an Berlin- und Ostsee-Fotografien, dem das obige Bild des sommerlichen Tempelhofer Felds entliehen ist.

Weil das alles so angenehm und toll ist, ist es vielleicht gar nicht verkehrt, ein bisschen zum Erhalt der ganzen Sache an den (hoffentlich) richtigen Stellen beizutragen. Zum Beispiel indem man für die Sicherung der Unabhängigkeit von Wikipedia spendet. Oder für das Weltverbesserungs-Netzwerk avaaz.org, auch wenn sich an diesem Beispiel sofort wieder zeigt, wie schnell gut gemeint euphorisches Bewegen-Wollen auf den Holzweg führen kann.

Das nur heute, kurz vor Weihnachten, wo die Spendenlust groß ist und manch eine und einer mal wieder gar nicht wissen, wohin mit dem ganzen Zaster. Wer für sein Gutmenschentum dennoch eine weniger virtuelle Lösung sucht, dem sei wie immer die Unterstützung von Pro Asly empfohlen. Oder ganz direkt das Abliefern von ausgetragener Winterkleidung beim Migranten-Camp auf dem O-Platz.

Und für den Fall, dass das Internet nach all dem Lob gleich von allein (oder auf Betreiben böser Mächte) herunterfährt und mindestens bis ins nächste Jahr Winterferien macht wie alle anderen auch: eine frohe Jahresendzeit und einen guten Rutsch!