Neulich war Billy Bragg zu Gast im Heimathafen Neukölln, wo er für weit über 20 Euro ein ausverkauftes Gastspiel gab. Im taz-Interview schildert der im Thatcher-England der 80er-Jahre als Ein-Mann-Punk-Band zur Institution für Fußball, Pop and Politics avancierte Barde seine Version der Revolutions und Kulturgeschichte des Westens: Erst haben die verfickten Hippies so gut wie alles verbockt, und man musste wütend selbst zur Gitarre greifen. Dann fielen mit dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums und des Staatssozialismus die Ideologien in sich zusammen, auf denen man sowieso keine besser Welt hätte aufbauen (wenn auch unter Umständen das eine oder andere neue Mädchen finden) können. Und irgendwann musste selbst Thatcher ihre Sachen packen.

In der Zukunft, glaubt Bragg heute, wird sich auch der Kapitalismus reformieren lassen, ob er das nun will oder nicht. Denn – merke – Menschen können ohne Märkte leben, Märkte aber nicht ohne Menschen existieren. Soweit so … äh … toll!? Jedenfalls sollten die Occupy-Typen, die nach Meinung des altersweisen Meisters auch nichts weiter seien als – genau: verfickte Hippies, sich nicht von in die Jahre gekommenen Spießern wie ihm ihre Musik diktieren lassen und immer weiter auf dem Vorsingen der Internationalen beharren. Dennoch rät er fürs eigene Aufbegehren weiterhin eher den Griff zur Gitarre an als den zur Tastatur. Denn wer kann als Blogger schon auf Tour gehen und Sex mit interessanten Menschen haben?

 

Ein Relikt aus Zeiten, als Revolutionspathos noch einen Stellenwert hatte im jugendlichen Gefühlsleben.